Warum das Teilen in der Sharing Economy nichts mit Mutter Theresa zu tun hat
Wir haben zu viel. Nach der gängigen Wirtschaftslogik, sollen wir noch mehr Dinge kaufen, die wir eigentlich nicht brauchen. Die Anzeigenblätter mit den Prospekten von Mediamarkt & Co. leben
davon. Wenn man jedes Ding in seinem Haushalt, das man in den letzen zwei Jahren nicht mehr in der Hand gehabt hat, der Allgemeinheit zu Verfügung stellt, kann man irre viel Platz und
Ressourcen sparen, weil die anderen dann den Wok, die Bohrmaschine, den Rasenvertikutierer nicht mehr zu kaufen brauchen. Die neue Wirtschaftslogik soll jetzt die Sharing Economy bzw.
Shared Economy werden (SZ vom 4./5.Mai, Economist 9.3. 2013, http://www.economist.com/news/technology-quarterly/21572914-collaborative-consumption-technology-makes-it-easier-people-rent-items.
Wir stellen alle die Sachen, die wir ein oder mehrere Jahre nicht mehr in der Hand hatten (http://de.whyownit.com/) oder die Wohnung (Airbnb.com) gegen Geld ins Internet. Stadtmenschen haben kleinere Wohnungen, wollen flexibler sein, keinen Balast, das
Auto als Statussymbol hat bei der Generation Y ausgedient. Ist diese neue Wirtschafslogik ethischer? Vielleicht. Der Gedanke, sich einfach eine Bohrmaschine zu leihen, wenn man eine braucht,
statt eine zu kaufen ist schön. Das blöde ist, das man dann seine Aktivitäten nach der Verfügbarkeit richten muss. Eines schönen, sonnigen Wochenendes wollte ich mir ein Cabrio leihen. War leider
keines verfügbar. Man muss einen guten Draht zur Wettervorhersage haben, weil man solche Fahrzeuge am besten Wochen voraus bucht (und es dann wahrscheinlich regnen wird). Die andere Seite muss
sich auch ein paar banale Fragen stellen. Was ist, wenn die Bohrmaschine kaputt zurück kommt? Oder man feststellt, das das Auto, das man verliehen hat, für Drogenkurierfahrten benutzt wurde. Oder
der Typ auf dem Sofa nicht nur aussieht, wie der Hauptdarsteller aus Shining…
Sharing Economy braucht doch ein bisschen Mut, Vertrauen und Planung. Klingt jetzt ein bisschen kleinlich, aber alle mit WG-Erfahrung kennen das. Ist auch alles im Prinzip nicht neu.
Maschinenringe gibt es in der Landwirtschaft seit es Maschinen gibt, ich bin schon vor 25 Jahren mit der Mitfahrzentrale von Bochum nach Hamburg gefahren, und als Kind des Ruhrgebietes bin ich in
einer Zechenkolonie groß geworden, wo es Usus war, sich gegenseitig auszuhelfen. Auf der Hannover Messe bei ich bei einer der sogenannten „Messe Muttis“ zwar nicht auf dem Sofa, aber im nicht
mehr benutzten Kinderzimmer zu Messezeiten untergekommen, 60er-Jahre Feeling sowie Badewanne statt Dusche inklusive. Neu ist die globale Dimension. Während die soziale Kontrolle in der
Zechenkolonie funktioniert, ist es mit dem Apartment in Shanghai so eine Sache. Ob man den Kommentaren auf AirBnB wirklich trauen kann? Interessant sind diese Geschäftsmodelle auf jeden Fall für
die Betreiber der vermittelnden Websites, die sich in ihren AGBs von jeder Verantwortung für alles freisprechen, für Versicherungen aller Art, falls es mit dem Mann aus Shining doch Probleme
gibt. Es wird sicherlich Erfolgsmodelle geben. Und das Teilen ist ein ökonomisches Modell und Sharing Economy hat nichts mit Mutter Theresa zu tun. Im dritten Semester machen die Studis bei mir
Businesspläne und es waren auch Ideen dabei, die unter Sharing Economy laufen. Ein Team, mit einer coolen Idee ist jetzt beim Businessplan-Wettbewerb Start2grow und ich drücke die Daumen.
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